6/21/2021

gib uns nicht auf

verzweifelte liebe
mein herz gehört dir
wie kann ich dir zeigen
dass dein glück
mein sehnen ist

du hast alles verlassen
woran dein leben hing
um bei mir zu sein
ich vergess' dir das nie
doch ich sehe: es kostet dich viel

für dein lächeln würde ich
die erde zerreißen
das weltall umkreisen
oder aufhör'n zu atmen
sag mir, was kann ich tun?

es tut mir so weh
wenn du unglücklich bist
und es macht mir so angst
denn vielleicht willst du fort
weit weg von mir
und ich kann dich nicht halten
bitte sag, dass du bleibst

verzweifelte liebe
ich will doch nur ich sein
doch am meisten dich lieben
bitte hilf mir dabei
schweige nicht
lass mich dich lieben
gib uns nicht auf

countdown

wie lange schon
verwandeln sich
minuten zu ewigkeiten
sekunden zu endlosen schleifen
die nicht enden wollen
mein leben ist hier
doch mein herz
nur bei dir

wie lange noch
muss ich warten
bis ich in deine arme gebettet
von deiner liebe umfangen
von deinen küssen wiederbelebt
werden darf

wie lange noch
muss ich sie ertragen
die sehnsucht nach deiner stimme
den schmerz deiner abwesenheit
ohne dich
bin ich nicht wirklich ich

noch ein wenig
noch ein bisschen
dann darf ich mit dir sein
jeder moment
ist ein moment
der süßesten vorfreude

ausschau

Ich schaue aus nach Dir
wie nach einem weit entfernten Stern
obwohl mein Herz zerrissen ist
und meine Sehnsucht stark
gibt es kein Raumschiff
dass mich überhaupt
in Deine Nähe bringen könnte.

Alles was ich habe sind
süße Erinnerungen und Lieder
riesengroße Vorstellungen
verwüstende Sehnsucht
während ich in dieser kalten kalten Ecke
auf diesem harten großen Felsvorsprung sitze.

Ich träume, Du würdest zu mir kommen
eilends wie ein Wirbelwind
aber ich sehe kein Boot
auf dem endlosen Meer
das vor mir liegt.

Doch ich schaue weiter aus nach Dir.

Labyrinth

Ein dumpfer Schlag. Vor ihr eine Wand. Der Aufprall war im ganzen Körper zu spüren, jeder Muskel und Knochen konnte den kantigen Schmerz spüren. Wie eine überdimensionale Ohrfeige. Nur härter. Grober. Wie ein benommenes, taumelndes Tier, das in einen stromgeladenen Zaun gelaufen ist, rafft sie ihren Körper wieder hoch. Steht. Die Schwere will sie nach unten ziehen, doch sie weiß, sie muss weiter, um hier irgendwann rauszukommen. Sie dreht sich um, hebt die bebenden Hände nach vorne, um zu ertasten, wo es vielleicht weitergehen könnte. Sie tut einen Schritt, noch einen. Langsam vorwärts, sie bahnt sich einen Weg durch das Gestrüpp, der klebrige Boden hält die Beine fest und macht das Gehen unendlich anstrengend. Doch sie muss, sie muss ja weiter, sie kann nicht warten, bis Hilfe kommt, weil hier sowieso niemand hinkommen will. Plötzlich werden die Schritte leichter. Immer leichter. Verzweifelte Hoffnung keimt auf. Das scheint die richtige Richtung zu sein. Sie gewinnt Mut. Atmet ein und aus, atmet tief, erahnt frische Luft und den Weg ins Freie. Läuft immer schneller. Schneller. Da muss es sein! Raus aus diesem Chaos! Aus dem Wirrwar dieser Sackgassen!
Schneller!

Ein dumpfer Schlag. Vor ihr eine Wand...

Das Labyrinth der Gedanken, es nimmt kein Ende...

schau mich an

schau mich an
schon längst weiß ich
wie du dich fühlst
hast du wirklich geglaubt
ich schaue weg
von dir
deinen träumen
deinen tränen
schon längst weiß ich
diesen schmerz
den du nicht länger tragen sollst
er ist zu stark
für dich
schau mich an
und lass los
lass dich selbst los
meine arme sind stark genug
ich halte dich
träume weiter
hier bist du sicher

Weihnachtsgeschichte

Es war drei Tage vor Heilig Abend. Die Innenstadt platzte beinahe aus ihren Nähten, die Menschen drängten in der Fußgängerzone auf und ab, in die Geschäfte hinein, wieder hinaus, und zwischendrin erlaubten sich ein paar gestresste Einkäufer, an einem der weihnachtlich dekorierten Stände, eilig einen Glühwein zu trinken oder ein Crépe mit Nougatcreme zu essen, um sich dann wieder frohen Mutes in’s Shoppinggetümmel zu stürzen, und zischen Christbaumschmuck und Kunstschneespray, Schals und Socken, Vasen und Kerzenständern ein mehr oder weniger ansehnliches Geschenk für Freunde und Familie zu finden. Überall roch es zimtig, tannig oder auch parfümig – manch ein Mann blieb verzweifelt in der Parfümabteilung des Kaufhauses stecken, weil er einfach nicht den blassesten Schimmer hatte, wie seine Frau gerne riechen würde – und wie er in Kombination dazu erreichen konnte, dass sie so roch, wie er sie gerne riechen würde. Von draußen klang feierliche Musik, die aus einem der Lautsprecher des Kinderkarussels drang. „Jingle Bells, Jingle Bells, Jingle all the way…“ Verzückte Kinderaugen saßen in einem Feuerwehrauto, Flugzeug oder auf einem Motorrad, während sie Mama und Papa begeistert zuwinkten und sich aufgeregt überlegten, ob dieses Jahr denn auch das Richtige unter dem Baum lag.

Langsam und aufmerksam um sich blickend ging der durch die Menge. Welch ein Auflauf von Menschen. Wie eifrig sie beschäftigt waren, zu suchen, zu überlegen, zu prüfen, zu kaufen, zu planen. Jedes ihrer Gesichter sprach zu ihm. Sprach lauter als die beduselnde Hintergrundmusik und das Raunen und das fröhliche Geplapper. Ihn selbst beachtete kaum jemand. Seine Augen sahen alles. Sie sahen hinter die Masken und Falten, verbissene und lachenden Lippen, sie sahen in ihre Herzen, in ihre Gedanken. Er sah die Menge, er sah jeden Einzelnen. Tief und liebevoll. Er fuhr mit der Rolltreppe in das erste Stockwerk. Als er in die Abteilung mit den Holzkrippen kam, beobachtete er eine Dame mittleren Alters, die sich leicht über eine besonders schöne Krippe beugte, vorsichtig das Jesus-Kind aus der Krippe nahm und zärtlich lächelte. ‚Ein wunderschönes Gesicht, wahrhaftig. Und diese Ausarbeitung der Feinheiten… Ich muss unbedingt noch in die Kirche, eine Kerze anzünden.‘ – ‚Ich bin doch hier,‘ sagte er stumm.

In der Schmuckabteilung sah er einem jungen, dynamischen Geschäftsmann über die Schulter, der einfach nicht entscheiden konnte, ob es das Armband mit dem Schlangendesign oder das mit den Goldkerben sein sollte. ‚Wenn es nur nicht so schwer wäre, meine Frau zu beschenken… Es muss ja immer alles zu ihren Outfits passen… Und für meine Schwester habe ich auch noch nichts… vielleicht ein Konzertbesuch… und für meinen Vater seinen Lieblingscognac?… Mann ist das schwer… Es soll doch nur jeder glücklich sein und zufrieden und fühlen, dass ich mir auch Gedanken gemacht habe. Die letzten Monate waren so stressig, ich hatte ja gar keine Zeit…‘ – Er atmete tief. Nein, es machte ihm keinen Kummer, dass der junge Geschäftsmann die Weihnachtsgeschenke bester Sorte aussuchen wollte. Aber er seufzte stumm ‚Wenn Du doch nur das ganze Jahr so bedacht wärst um das Glück und die Freude Deiner Lieben. Du wärst nicht so einsam. Sie auch nicht. Und es wäre mir möglich, lauter zu Euch zu reden.‘

Er verließ das Kaufhaus. An der Wand des Blumengeschäftes um die Ecke hockte eine frierende ältere Frau. Vor ihr stand ein Pappbecher mit ein paar Münzen Kleingeld. Die Kälte hatte ihre Sinne bereits leicht betäubt. Während sie auf ihre löchrigen Schuhe starrte, und sich fragte, was sie davon abhielt, aufzustehen, den Bus in die Südstadt zu nehmen und Frieden mit ihrem Sohn zu schließen, der sie sicher gerne aufnehmen und ihr ein warmes Bett anbieten würde, machte es „Klong!“ und ein 50 Cent-Stück flog in den Becher. Das waren 2,35 Euro bis jetzt. Ein kleiner Döner. Und ihr Kopf sank wieder nach unten auf ihre Brust. Er kniete sich vor sie und umschloss sie mit beiden Armen. Sanft. Fest. Sie roch nach Autoabgasen und war kalt und steif. Plötzlich zuckte sie zusammen. Ihr ganzer Leib bebte. „Was?….“ Sie hob leicht den Kopf und schaute suchend um sich – aber da war niemand. Sie fühlte sich merkwürdig. Eine Busfahrkarte kostet 2,35 Euro. Sie stand langsam auf und machte sich zur Haltestelle auf.

Langsam ging er die Fußgängerzone hinauf. Allmählich dämmerte es. Die Menschen trieben an ihm vorbei. Er fühlte sich schwer um’s Herz. So schwer. Er fühlte sich nicht wie einer, der bald Geburtstag hatte. Nicht weil die Menschen dem Kaufrausch verfallen waren. Nicht weil die Musik nicht so perfekt war wie die, die er gewohnt war, und weil all die Weihnachtsbäume, Nikoläuse und Lamettastreifen nichts mit seinem Geburtstag zu tun hatten. Er fühlte sich schwer, weil er sich zu seinem Geburtstag besonders gern verschenken wollte, und es nicht einfach war, die Menschen dazu zu bewegen, dieses Geschenk anzunehmen. Dabei war dies sein sehnlichster Wunsch.

„Oh – jetzt habe ich sie fast umgerannt. Tut mir leid!“ Er blickte überrascht in das strahlende Gesicht eines kleinen Mädchens, das vor ihm stand und ihn entschuldigend anblickte. Er strahlte zurück und die ganze Schwere fiel sofort von ihm ab. „Es ist nichts passiert, keine Sorge.“ Das Mädchen stand immer noch vor ihm. „Ähm… möchten Sie vielleicht eine gebrannte Mandel? Mögen Sie gebrannte Mandeln?“ Er lächelte. Um seinen Mund zuckte es. Sie zog ihre kleinen Hände aus den Fäustlingen und grub in ihrer Manteltasche. Sie zog eine kleine Papiertüte hervor, die schon reichlich zusammengeknubbelt war. Das kleine Mädchen wickelte sie auseinander und holte ein einzige gebrannte Mandel hervor. „Oh… es ist die letzte. Möchten Sie?“ Er nickte und nahm sie vorsichtig entgegen. „Ach ja…“ flüsterte das Mädchen, bevor es sich zum Gehen wandte. Er beugte sich vorsichtig zu ihr herab. Sie ergriff seinen Jackenkragen und flüsterte: “Herzlichen Glückwunsch!“ Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln – dann ging sie an ihm vorbei und verschwand in der Menge. Er richtete sich auf, atmete tief ein, wandte sich um und sah ihr nach. Er weinte.

ohne dich

Ohne Dich
macht nichts Sinn
ohne Dich
vegitier' ich dahin
ohne Dich
gelingt mir nichts
ohne Dich
seh' ich nur die Schatten des Lichts.

Ohne Dich
sind meine Träume wie Sand
ohne Dich
zerinnen sie, unerfüllt und unerkannt
ohne Dich
tut jedes Lächeln so weh
ohne Dich
erfreut mich nichts, was ich seh.

Ohne Dich
wird jeder Atemzug zur Last
ohne Dich
find' ich nicht Ruhe, nicht Rast
ohne Dich
bin ich zu leer, um zu geben
ohne Dich
wäre ich nicht mehr am leben.